Neubau eines Einfamilienhauses in Halbhöhenlage — Stuttgart, Deutschland — 325 m² — 06. 2010
Gegensätze ziehen sich an
Fast scheint der Kubus über Stuttgarts Talkessel zu schweben: Hoch über der Straße trägt ein zurückgesetztes Gartengeschoss die zwei oberen, überkragenden Ebenen. Die Fassade des Baukörpers wird durch große Verglasungen nach Süden und Westen geöffnet – die anderen Seiten sind geschlossener, nur schmale Fensterbänder bieten gezielte Ausblicke, aber kaum Einblick.
Der Ton von eloxiertem bronzefarbenem Alu, aus dem die Fensterprofile, der Sonnenschutz und das Garagentor mit Lochblech-Optik sowie die Außentüren hergestellt sind, reflektiert auf den hellen, teilweise sandgestrahlten Sichtbeton und setzt warme Akzente. Der außen liegende Sonnenschutz, der oft nur eine kleine Nebenrolle spielt, ist hier prägendes gestalterisches Element: Nach oben geklappt, funktionieren die gefalteten Metallsegmente, die die stringente Ordnung der Fassade kontrastieren, wie ein konstruktiver Sonnenschutz. Geschlossen schafft das Lochblechmuster bei starker Sonneneinstrahlung wunderbare Lichtstimmungen in den Räumen. Das Gebäude wird ausschließlich mit einer außentemperaturgesteuerten Wärmepumpe beheizt. Dazu wurden vier Erdsonden mit je 160 Metern Tiefe gebohrt, um die Erdwärme nutzen zu können. Das macht die Bewohner unabhängig von Öl und Gas, nur etwas Strom zum Antrieb der Wärmepumpe ist nötig. Diese versorgt die Fußbodenheizung, den Trinkwasserspeicher sowie die Bauteilaktivierung. Eine Solaranlage auf dem Dach dient dazu, das Wasser des Pools aufzuheizen und die Temperatur zu halten.
Ein Ort der Gelassenheit
Wie außen sind auch innen nur wenige Materialien und Farben verwendet worden. Decken und einige Wände zeigen sich in Sichtbeton, ansonsten sind die Wände sehr glatt verputzt und weiß gestrichen.
Der Funktionskern setzt sich kontrastreich mit seinem satt braunen Anstrich ab und korrespondiert mit dem gebürsteten Eichenholz der raumhohen Küchenmöbel. Auch die Böden sind aus warmtonigen Materialien: auf der Wohnebene offenporiger Oberdorlaer Muschelkalk, im Obergeschoss geräucherte Eiche, deren Dunkelbraun auf die in gebrochenem Weiß gestrichenen Wände reflektiert. Passend dazu schlichte, elegante Möbelklassiker, wobei die Einbaumöbel und die Küche nach Entwürfen der Bauherren vom Schreiner angefertigt wurden. Lichtakzente setzen die kleinen Deckendownlights, dazu indirekte Beleuchtung und einige Sonderleuchten, die die Materialien durch gezielte Lichtführung inszenieren. Verteilt sich das Leben innen auf drei Etagen plus Garagengeschoss, wurden außen fünf terrassierte Ebenen aus dem steilen Hang geformt, jeweils mit Stützmauern aus Sichtbeton gehalten. Auch im Außenbereich kam Muschelkalk zum Einsatz, wodurch sich die Übergänge von drinnen nach draußen fließend gestalten. Die unterschiedlichen Terrassen schaffen atmosphärische Rückzugsorte und Treffpunkte, je nach Situation und Laune.