Neubau und spätere Erweiterung eines Seniorenpflegezentrums — Feldstetter Straße 64, 89150 Laichingen, Deutschland — 1.100 m² — 2007 — Ortskrankenpflegeverein Laichingen
Für Selbstständigkeit im Alter
Wohnortnahe und qualifizierte Versorgung im diakonischen Auftrag, an christlichen Werten orientiert – dieser Tradition folgt das Pflegezentrum Laichinger Alb. Das hiesige Krankenhaus wird seit 1907 selbstständig geführt und ist 1988 erstmals mit einer Altenpflegestation ergänzt worden. 1996 kam neben einem Ausbau des Krankenhauses ein eigenes Pflegeheim dazu – dessen Erweiterung wurde im Herbst 2007 eingeweiht.
Die hellen und freundlichen, großzügig ausgestatteten Räume sind solche der stationären Dauerpflege. Darüber hinaus wird aber auch die – größtenteils von den Pflegekassen finanzierte – Möglichkeit der Kurzzeitpflege angeboten: Ältere Menschen können sich hier auch nur einige Tage oder Wochen versorgen lassen. Das entlastet beispielsweise die pflegenden Angehörigen, kann aber auch zur Unterstützung der weiteren Genesung nach einem Krankenhausaufenthalt geboten sein. Selbst an einzelnen Tagen kann man das qualifizierte Pflegepersonal des Hauses in Anspruch nehmen und abends wieder nach Hause gehen.
Gewachsen wie aus einem Guss
An die nach einem Wettbewerb ausgewählten Architekten blocher partners wurde vor allem die Aufgabe herangetragen, für eine optische Einheit sämtlicher Gebäudeteile ohne Bruchstellen zu sorgen – trotz der sukzessiven Nachverdichtung im historischen Verlauf der Erweiterungen und Ergänzungen des Krankenhaus- und Pflegezentrumskomplexes. Die unterschiedlichen Funktionsbereiche wie Krankenhaus, Pflegeheim und Senioren-Wohnanlage sollten in einem kompakten Ensemble zusammengefasst werden, abgerundet durch Ärztehaus, physikalische Therapieräume und Apotheke.
Die Proportionen der Neubauten wurden so gewählt, dass sie sich in das ländliche Gefüge und die Hanglage der idyllischen Alb-Region einbetten. Der architektonische Entwurf sollte dabei zugleich den Maximen der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit folgen. Hinsichtlich der Vorgaben bezüglich der Innengestaltung wünschte man sich insgesamt einen freundlichen Charakter der Gebäude. Diese sollten möglichst von Licht durchflutet sein, Farbe sollte der Orientierung dienen, aber auch zur Förderung einer positiven Stimmung bei Bewohnern, Pflegenden und Besuchern beitragen. Sollte der Funktionsbau Krankenhaus eher sachlich konstruiert werden, kam es beim Pflegeheim und bei der auf längerfristige Aufenthalte eingerichteten Seniorenwohnanlage auf eine heimelige Anmutung an.
Ein stimmiges Ensemble
Der gesamte Ausbau des Pflegezentrums Laichinger Alb umfasste alle neun Leistungsphasen und eine Zeitspanne von gut 16 Jahren. Vom Bau der Seniorenwohnanlage 1991 bis 1993 über den Funktionsbau Krankenhaus und das Seniorenpflegeheim, beide 1995 bis 1997, bis hin zur Erweiterung des Krankenhauses 2001 bis 2003 und der Erweiterung des Seniorenpflegeheims 2004 bis 2007. Die einzelnen Gebäudeteile verdichten sich zu einem stimmigen Ensemble, das nach Bedarf weitere Anbauten mit perfekter Anbindung an den Bestand ermöglicht.
So wächst das Pflegezentrum mit den Bedürfnissen seiner Nutzer und Besucher. Das innenarchitektonische Konzept verfolgt eine freundliche Linie mit einer lichtdurchlässigen Bauweise und einer warmen Ausstrahlung. Eine dezente Farbgebung im Wechsel mit kräftigen „Farbtupfern" sorgt für eine bessere Orientierung und Wiedererkennbarkeit der einzelnen Zimmer. Die Böden sind mit pflegeleichtem Linoleum und robustem Industrieparkett ausgestattet, an den Wänden finden sich florale Grafiken, während großflächige Fenster wiederum für einen natürlichen Lichteinfall sorgen. Neben Standardmöbeln bleibt Raum für die Ausstattung der Zimmer mit persönlichen Gegenständen der Patienten. Helles Holz unterstützt den ländlichen Charme der Räume.
Übersichtliche und offene Struktur
Die zuletzt realisierte Erweiterung des Seniorenpflegeheims ist niveaugleich an das Hanggeschoss des bestehenden Pflegeheims angebunden. Ein zum Teil transparenter Verbindungsflur führt vorbei am offen gestalteten Dienstzimmer und Empfangsbereich und mündet in eine zentrale lichtdurchlässige und freundliche Aufenthaltszone. Um die Gemeinschaftsräume sind alle notwendigen Neben- und Sanitärflächen gruppiert. Vom zentralen Aufenthaltsbereich erreicht man direkt die beiden Pflegespangen. Die großzügigen Pflegezimmer mit innen liegenden behindertengerechten Sanitäreinheiten sind alle nach Osten bzw. Westen ausgerichtet.
Die Herausforderung für die Architekten lag im zu berücksichtigenden Wechselspiel zwischen Um- und Neubau. Die alte Substanz musste aufgefrischt werden, ohne dass sie im Ergebnis wie ein Fremdkörper neben den Bauten neueren Datums wirkt. Außerdem ging es darum, dazu beizutragen, dass die Bewohner so lange wie möglich selbstständig bleiben können. Dies setzte eine penible Planung voraus, die alle Eventualitäten einkalkuliert, die mit „freundlichen" Wohnungen ein neues Zuhause schafft und mit Orten der Kommunikation eine mögliche Vereinsamung vermeidet. Auch komplexe medizinische Erfordernisse hat man planerisch umsetzen müssen – und zwar so, dass dennoch eine Atmosphäre entsteht, in der sich die Menschen aufgehoben fühlen. Es geht nicht allein um den Blick auf den Patienten als solchen, sondern um die Privatheit der Individuen. Die den planerischen Aufwand rechtfertigende gute Aufnahme des Entwurfs zeigt sich an positiven Rückmeldungen der Bewohner und Pflegenden sowie an der guten Auslastung des Hauses. Darüber hinaus wurde er bereits für den Bauabschnitt 1997 bis 2001 im Rahmen des Auszeichnungsverfahrens „Beispielhaftes Bauen, Alb-Donaukreis und Ulm" berücksichtigt. Diese Würdigung geht auf die Architektenkammer Baden-Württemberg zurück. Ziel ist es, „rundum gelungene Architektur" anzuerkennen und einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.